Seltene Himmelserscheinungen wie Kometen und Feuerbälle galten vor allem im Mittelalter als gefürchtete Vorboten von drohendem Unheil und Krankheit. Selbst heute noch führen derartige Ereignisse zu Angst und Verwirrung unter Menschen. Feuerbälle, die des Öfteren auch für UFOs gehalten werden, sind aber nichts anderes als die hellen Leuchterscheinungen die einen Meteoritenfall begleiten. Diese kosmischen Einwanderer sind für Wissenschafter, die sich mit der Entstehung und Erforschung des Sonnenssystems beschäftigen, die wichtigsten Zeugen und ein wichtiger Teil des wissenschaftlichen Puzzles. Allerdings war dies nicht immer so. Obwohl aus dem Mittelalter einige Erzählungen über Steine, die vom "Himmel fallen", erhalten geblieben sind, galt dies zu dieser Zeit als Unsinn und Spinnerei. Erst der von vielen Menschen beobachtete Meteoritenfall von L'Aigle (Frankreich) im Jahre 1803, bei dem mehrere Tausend Steine fielen, verhalf der modernen Meteoritenforschung zum Durchbruch. Das Bild über die Herkunft, Entstehung und Geschichte der Meteorite wurde seitdem einem starken Wandel unterworfen. Heute ist die Meteoritenwissenschaft wohl einer der interdisziplinärsten Forschungszweige der Naturwissenschaften, der bereits wichtige Antworten auf viele Fragen über die Entstehung des Sonnensystems geliefert hat, aber noch mehr Fragen aufgeworfen und nach wie vor unbeantwortet gelassen hat. Erdwissenschafter, Chemiker, Astronomen, Physiker und Geophysiker sind an der Beantwortung dieser Fragen beteiligt. |
![]() Aus der Chronik von Johannes Stumpf, Basel 1548 (Quelle: Rolf W.Bühler, Meteorite, Basel 1988) |
![]() Meteoritenfall von Ensisheim, Diebold Schilling, Luzerner Bilderchronik 1513 (Quelle: Rolf W.Bühler, Meteorite, Basel 1988) |
Die meisten Meteoroide, die in die Erdatmosphäre eindringen, verglühen und sind als Sternschnuppen in der Nacht sichtbar. Nur ein kleiner Teil ist groß genug um die feurige Reise durch die Atmosphäre zu überleben und nach dem Fall als Meteorit gefunden zu werden. Diese kostenlosen Proben außerirdischen Materials geben den Wissenschaftern wichtige Aufschlüsse über die Ereignisse in der Frühzeit unseres Sonnensystems. Mit ihrer Hilfe kann die Bildung der ersten festen Materie sowie die Vorgänge, welche zur Bildung der Planeten führten, untersucht werden. Einige Meteorite stellen sozusagen eine Momentaufnahme der chemischen Zusammensetzung und der physikalischen Umgebungsbedingungen im frühen Sonnensystem dar. Andere wiederum, gezeichnet durch ihre bewegte Entwicklungsgeschichte, lassen Rückschlüsse auf weitere physikalische Prozesse wie Zusammenstöße und gewaltige Impakte im Sonnensystem zu. Durch Meteorite können wir viel über die ursprüngliche chemische Zusammensetzung der Materie, aus der unser Sonnensystem entstand, erfahren. Zudem sind sie für uns die einzige Möglichkeit das absolute Alter des Sonnensystems zu bestimmen. Der heutige mittels Meteoriten bestimmte Wert für das Auftreten der ersten festen Materie im Sonnensystem liegt bei 4567 Millionen Jahren und ist auf weniger als eine Million Jahre bekannt! Meteorite liefern uns auch auf denkbar einfache Weise Proben von anderen Himmelskörpern. Während die meisten Meteorite aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter stammen gibt es auch Meteorite vom Mond und vom Mars, die einst von gewaltigen Einschlägen aus deren Gravitationsfeld herausgeschleudert wurden, auf die Erde fielen, und heute für die Wissenschaft zugänglich sind. |
Für die wissenschaftliche Untersuchung von Meteoriten ist eine Vielzahl von verschiedenen Meteoritenproben nötig. Seit dem 19. Jahrhundert führen wichtige wissenschaftliche Einrichtungen und Museen der Welt bedeutende Meteoritensammlungen. Dabei ist es wohl nicht weiter verwunderlich, dass das Naturhistorische Museum Wien (NHM Wien) mit seiner langen Tradition die zahlenmässig größte Meteoritensammlung der Welt beherbergt. Deshalb spielt das NHM Wien auch nach wie vor eine wichtige Rolle in der Erforschung der Meteoriten. Meteorite sind nicht nur für Wissenschafter und deren Arbeit von großer Bedeutung, sondern erfreuen sich vor allem in letzter Zeit auch bei Hobbyforschern und Sammlern großer Beliebtheit. Eines jedoch ist ihnen allen bewusst: Mit den Meteoriten halten sie die älteste Materie aus unserem Sonnensystem in Händen und mit ihr sozusagen den Schlüssel für die Erforschung der Entstehung unseres Sonnensystems - und damit die Grundvoraussetzung für die Bildung von Leben so wie wir es kennen. Meteoriten spielen für uns daher eine sehr wichtige Rolle: Sie sind die ZEITZEUGEN DER SCHÖPFUNG. Die Sonderausstellung "Meteorite - Zeitzeugen der Schöpfung" zur "Wiener Mineralienschau" in der Wiener Stadthalle am 24. und 25. September 2005 präsentiert neben Gesteinen vom Mond und vom Mars weitere interessante und wertvolle Meteorite aus zwei Privatsammlungen und aus der Sammlung des Naturhistorischen Museums Wien und gibt eine ausführliche Einführung in die Meteoritenforschung. |
![]() Cabin Creek, Eisenmeteorit Gefallen am 27.März 1886 in Arkansas, USA, 47,5 kg Historische Aufnahme, NHM Wien (Quelle: NHM Wien) |
MINERALIENSCHAU IN DER WIENER STADTHALLE, HALLE E am Samstag den 24. und Sonntag den 25. September 2005 von 9-16 Uhr Meteorite - "Zeitzeugen der Schöpfung" gestaltet von Ahmed Pani (Wien) und Christoph Goldmann (Wien) unter Beteiligung des Naturhistorischen Museums Wien | Meteoritensaal, NHM Wien NHM Wien |